COUNTDOWN
000D 00H 00M 00S

2014

Ein Vierteljahrhundert Silvesterlauf in Trier
Der Anfang – 1990. Die Zeit unmittelbar nach der Wende. Deutschland ist wieder eins. Ein Glücksfall für den gerade aus der Taufe gehobenen Silvesterlauf in Trier. Denn Werner Schildhauer aus Halle an der Saale, Rekordler der wiedervereinigten Nation, kommt für kleines Geld aus dem tiefen Osten der Republik in den tiefen Westen. Er ist Vizeweltmeister über die 10.000-m-Distanz, zu jener Zeit ein Star der internationalen Laufszene, und beschert Trier ein außergewöhnlich großes Medieninteresse für die Silvesterlauf-Premiere. Doch Schildhauers Trainingspartner Olaf Dorow gewinnt. 25 Jahre später ist Dorow einer von drei deutschen Siegern in der Geschichte des deutschen São Paulo. Auf den Rostocker folgten der Mayener Thorsten Naumann (1996) und Homiyu Tesfaye aus Frankfurt (2013). Ansonsten lagen ausschließlich Afrikaner vorne. Zum Silberjubiläum 2014 hat sich Moses Kipsiro aus Uganda mit seinem fünften Erfolg zum alleinigen Rekordsieger gekrönt. 2009 beim 20. Lauf war der äthiopische Weltstar Haile Gebrselassie der umjubelte Triumphator. Unglaublich: Ein Vierteljahrhundert liegen die Anfänge des Silvesterlaufs in Trier zurück. Und doch kommt es denen, die in den ersten Stunden dabei waren, ganz so vor, als wäre es gerade gestern gewesen. Dabei hat sich so viel getan. In der Welt, in Deutschland, in Trier – und selbstverständlich beim Bitburger-Silvesterlauf, der längst wie selbstverständlich den Titelsponsor als Beinamen trägt. Die Bilder, die von der Premiere 1990 im Trierischen Volksfreund gedruckt wurden, waren noch schwarz-weiß. Im Jahr danach war schon das Fernsehen an der Strecke. Seither berichten SWR, ZDF und RTL regelmäßig. Der Hauptmarkt verwandelt sich seit Jahren an jedem Silvestertag in einen Festplatz. Bunt, laut und dominiert von der großen Videowand, die am Kran über den Köpfen der Menschen baumelt und mehreren Tausend Zuschauern in der „guten Stube“ Triers garantiert, nichts von den packenden Entscheidungen zu verpassen. Diesmal war es vor allem der Rekordsieg von Kipsiro, der Trier inzwischen als zweite Heimat empfindet, und das Spurtduell der deutschen Weltklasseläufer Homiyu Tesfaye und Arne Gabius um Platz drei im 8-km-Lauf der Asse. Ein Vierteljahrhundert Weltklasse in Trier ist das eine. Das andere ist längst Kult für Volksläufer: 200 Kilo Konfetti, 2000 Trillerpfeifen und Samba-Trommler garantieren eine Gänsehaut-Atmosphäre, die an den ältesten Silvesterlauf der Welt erinnert, der seit 1925 in São Paulo stattfindet – den Corrida Internacional de São Silvestre. Wir sind das deutsche São Paulo, und wir sind stolz darauf.